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Das gilt auch für Jacques Percontes Albâtre. Hier geht es nicht mehr um die Herstellung von Bildern, um Fiktion oder Narration, es geht um ihre Auflösung. Entstanden als Auftragswerk in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Carlos Grätzer, kostet Perconte hier das Ineinanderfließen organischer und digitaler Strukturen aus. Albâtre beginnt mit der Aufnahme der Brandung, deren sich kräuselnde Wellen und Schaumkronen sich durch Kompression langsam in digitale Artefakte verwandeln. Wie das Kommen und Gehen der Wellen zieht sich diese Kompression und Dekompression durch den ganzen Film. Bilder werden übereinandergelagert, verschwimmen – Wortspiel beabsichtigt – ineinander, wobei die Bewegungen von Vögeln oder Schiffen oftmals als Auslöser der Transformationen dienen, indem sie Schneisen in das digitale Rauschen schneiden. Albâtre ist nicht nur eine Meditation über die materielle Beschaffenheit des Bildes im digitalen Zeitalter, sondern auch eine über unsere Naturbilder, über die Naivität, die unseren visuellen Allgemeinplätzen idyllischer Landschaften innewohnen. Unvermittelt musste ich an das schöne Gedicht »Mistral« von Eugenio Montale denken, das mit den Versen endet: »Schau: / Unter dem gedrängten Blau / des Himmels zieht ein Meeresvogel dahin / und er steht nie still, denn in allen Bildern steht geschrieben / 'weiter fort'«.